EVP Brief 02-2022 / Oktober 2022
Klimakoller
Über den Klimawandel wird viel geredet. Es gab grosse Demos, es gibt bereits das Krankheitsbild «Klimaangst», das sich mit Symptomen depressiver Art bemerkbar macht. Eine kürzlich publizierte Studie aus dem Kanton Bern zeigt aber, dass die meisten Jugendlichen andere Probleme haben. Berufliche Sorgen und Beziehungskisten belasten sie weit häufiger als Klima und Krieg in der Ukraine. Wenn man also den potentiellen Wählerinnen der zukünftigen Generation gefallen will, muss man sich nicht ums Klima kümmern. Denn jede Einschränkung von Energieverbrauch und CO2-Ausstoss drückt auf die Wirtschaft und macht die persönlichen Sorgen grösser.
Aber ist das ehrlich? Welche Bedeutung hat das Thema Klima überhaupt für eine evangelische Partei? Weder in der Bibel noch in der Kirchengeschichte finden wir etwas dazu und theologisch besteht kein Konsens. Liberale und Feministinnen sagen: Christen müssen grün werden und die Schöpfung bewahren. Konservative denken eher: Die Welt wird ohnehin zugrunde gehen, Klimawandel gab es immer schon. Gibt es einen Mittelweg?
Die Frage ist hochtheologisch und es lohnt sich, darüber nachzudenken: Sind wir Menschen Geschöpfe, die leben, sich freuen, leiden und sterben wie andere Geschöpfe auch? Oder sind wir Schöpfer (fast wie Gott, Ps 8), gestalten und verändern die Welt und tragen entsprechend Verantwortung dafür? Diese Frage stellt sich bei vielen anderen Themen auch: Beten oder handeln? Darauf warten, dass Gott endlich Gerechtigkeit schafft oder selber Gerechtigkeit schaffen? Jesus war der Meinung, dass man beides sollte: Beten, dass «dein Reich komme», aber dazu selber schon beginnen, Gerechtigkeit zu schaffen und Liebe zu üben. Beides zu tun, ist oft ein Spagat, und den schafft man nicht ohne Schmerzen. Den muss man trainieren. Und mit viel Weisheit kleine Schritte machen im Vertrauen, dass Gott das tut, das wir nicht schaffen. Samuel Burger, Pfr.
Samuel Burger
Pfarrer Evang. Ref. Kirche Konolfingen
Interview mit Grossrat Simon Burri (glb)
Neben deinem Amt als Gemeinderat bist du seit dem 1. Juni 2022 auch Mitglied im Grossen Rat des Kantons Bern. Wie hat das deinen Alltag verändert?
Simon Buri: Ich muss mehr Papier bündeln (lacht). Im Ernst: ich bekomme viel mehr Post, weil verschiedenste Interessen- organisationen mir ihre Zeitschriften und Bittschreiben zuschicken. Da ich mein Amt möglichst unabhängig ausführen will, landet das Meiste allerdings im Altpapier. Daneben ist sicher die grösste Änderung, dass ich jetzt drei Rollen ausfüllen darf und gefordert bin, allen drei Aufgaben gerecht zu werden. Als ersten Schritt dafür habe ich mein Pensum als Spezialist im Bundesamt für Raumentwicklung von 60 % auf 30 % reduzieren können, wofür ich meinem Arbeitgeber sehr dankbar bin.
Wie bringst du all deine Aufgaben unter einen Hut?
Durch eine möglichst geschickte Planung meiner Agenda. Der Vorteil beim Grossen Rat ist, dass die Hauptarbeit während den zweiwöchigen Sessionen anfällt. Mit meinem Arbeitgeber konnte ich das so lösen, dass ich mich in dieser Zeit voll auf meine Aufgabe als Grossrat konzentrieren darf und dafür zwischen den Sessionen jeweils 40 % arbeite.
Bleibt da noch Zeit für Privates?
Ja, sicher, denn diese Zeit muss sein. Nur, wenn ich mich selbst fit und wohl fühle, kann ich als Gemeinderat, Grossrat und Angestellter mein Bestes geben. Und ich möchte das Leben ja einfach auch geniessen können. Zeit für meine Freundin, Freundschaften, Familie und Hobbies plane ich darum sehr bewusst ein.
Wie und wo kannst du wieder neue Energie tanken?
Besonders erholsame Momente sind für mich Velotouren über unsere schönen Hügel, Spaziergänge auf den Galgenhubel oder wenn ich auf dem sonnigen Balkon meiner WG ein Buch lese. Sehr wohltuend und wichtig für mich sind auch die Gespräche und Aktivitäten mit meiner Partnerin.
Welches sind deine Herzensanliegen für Konolfingen und seine Bevölkerung?
Am Herzen liegt mir besonders, dass Konolfingen einen echten, lebendigen Dorfkern erhält. Das ist ein langfristiger Wunsch, aber mit dem Erwerb der «Grogg-Parzelle» können wir einen ersten Schritt machen. Allgemein wünsche ich mir mehr Begegnungsmöglichkeiten im Dorf und dass wir noch stärker ein gemeinsames «Dorfgefühl» entwickeln. Ich wünsche mir, dass alle ein gutes Leben führen können, indem sie sich entfalten, das Leben geniessen und unseren Enkelkindern einen möglichst gesunden Planeten hinterlassen.
Hansjörg Kurt
Vorstand EVP Konolfingen